Gedanken zu Ostern!

Liebe Leserinnen und liebe Leser!


„Wir kommen alle, alle in den Himmel, weil wir so brav sind…..

(wir war‘n) auf Erden schon die reinsten Engelein“


Kommt Ihnen die Überschrift irgendwie bekannt vor? Richtig, es war die Überschrift über den Leitartikel der letzten Ausgabe der Pfingstweidezeitung! Ist ja auch schon wieder ein paar Wochen her.


Waren wir alle auch so brav, dass wir in den Himmel kommen? Sind wir schon hier auf Erden „die reinsten Engelein“? Jeder, der mit sich selbst ehrlich ist, weiß, dass wir keine „Engelein“ sind, denn immer wieder holen uns bei all unseren guten Vorsätzen unsere kleinen Nachlässigkeiten ein, die aus uns Menschen und eben keine „Engelein“ machen; es ist deshalb für uns alle gut, wenn wir uns in den Wochen nach den närrischen Tagen mal wieder auf uns selbst besinnen in diesen Wochen der Bereitungszeit auf das nahende Osterfest. Bestimmt geht auch in dieser Zeit sicher manches unter im Getriebe des Alltags – aber vielleicht finden wir doch die eine oder andere Zeit, uns auf uns selbst zu besinnen.


Egal, wie „gut“ oder wie „schlecht“ uns das gelingt: Am Ende dieser Tage gibt sich unser Herr Jesus Christus wieder hinein in die menschlichen Grenzen, die unser Leben einengen, Er gibt sich hinein bis in den Tod, uns zu erlösen. Aber auch das bliebe nur menschliches Stückwerk, wenn wir da nicht in der Hochheiligen Osternacht um das neu entzündete Feuer herum ständen, Seiner Auferstehung zu gedenken: göttliches Heilshandeln an uns Menschen, egal, ob wir schon „Engelein“ sind oder ob wir es noch nicht ganz geschafft haben. Nach dem Entzünden der Osterkerze am neuen Feuer, die den auferstandenen Christus symbolisiert, ruft uns der Priester zu:


Christus ist glorreich auferstanden vom Tod;

Sein Licht vertreibe die Dunkelheit der Herzen!“


Ein kleines Licht, entzündet am Neuen Feuer, es vertreibt die „Dunkelheit unserer Herzen“ - egal, wie diese „Dunkelheiten“ heißen: Einsamkeit, Gebrechen des Alters, Krankheit, keine Arbeit, keine Anerkennung, Verlust eines lieben Menschen, der Angst um die eigene Existenz. Jeder und jede von uns könnte diese Liste fortsetzen, denn die „Dunkelheiten“ sind bei jedem anders. Mit dem kleinen Licht der Osterkerze werden wir wieder einziehen in die dunkle Kirche und damit erfahrbar den „Dunkelheiten“ des Lebens trotzen, ihnen ein Licht entgegensetzen - nicht irgendein Licht, sondern ein Licht göttlichen Ursprungs, ein Licht göttlicher Gnade, ein Licht entgegen allen „Dunkelheiten“, die unser Leben beschatten und uns den Weg durch diese Zeit verdunkeln. Dieses winzige Licht einer einzigen Kerze macht die dunkle Kirche hell!


Und mit dem dreimaligen Ruf „Lumen Christi/Christus, das Licht“ verteilt sich das Licht von der Osterkerze in der ganzen Kirche, und mit jeder neu entzündeten Kerze wird die Dunkelheit zurückgedrängt, mit jeder neu entzündeten Kerze siegt das Licht über all das, was unser Leben beschattet und dunkel macht! Sicher, die Dunkelheiten des Lebens werden uns nicht genommen, nein – aber die Dunkelheiten unseres Lebens werden überstrahlt von diesem Licht, sie werden blass und blasser, wenn wir diesen wunderbaren Ruf wieder hören dürfen im Exsultet, diesem Loblied auf die Osterkerze, und dem Licht, das diese Kerze verbreitet:



„Die Nacht wird hell wie der Tag,

wie strahlendes Licht wird die Nacht mich umgeben!“


Wir Menschen sind bedroht durch die „Dunkelheiten“ unseres Lebens, wem sage ich das; aber Dir und mir wird in dieser Hochheiligen Nacht zugesagt, dass diese „Dunkelheiten“ unseres Lebens nicht das letzte Wort haben – das letzte Wort hat eben dieses Licht, das den Auferstandenen in unsere Mitte holt in der gottesdienstlichen Versammlung, den Auferstandenen, der die engen Grenzen menschlichen Lebens gesprengt hat, egal, wie diese Grenzen bei jedem von uns heißen und wie jeder von uns diese Grenzen erdulden und erleiden muss bis hin zur letzten Grenze menschlichen Lebens.


Nehmen wir uns gegenseitig an der Hand auf das Osterfest zu und freuen wir uns dann miteinander an dieser wunderbaren, alles sprengenden Botschaft dieser Nacht und nehmen sie hinein in die „Dunkelheiten“ unseres je eigenen Lebens:


„Christus ist glorreich auferstanden vom Tod;

Sein Licht vertreibe die Dunkelheit der Herzen!“


Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass Sie erfahren, wie Er, Christus, die Nacht Ihrer „Dunkelheiten“ so hell macht,
dass „die Nacht Sie und Ihr je eigenes Leben umgibt wie strahlendes Licht“!


Frohe und gesegnete Ostern,
Ihr Diakon Karl-August M. Wendel, Pfarrei hl. Edith Stein


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