Chips


„Wie soll ich dieser Tüte widerstehen?“ Ich wende mich an meine Frau. „Jedes Mal, wenn ich denke: die Küche ist ungefährlich, kommst du!“ Meine Frau versteht nicht. „Was habe ich denn gemacht? Ich war doch nur einkaufen.“


„Genau das meine ich.“ Ich zeige auf den Küchentisch. Und da liegt wieder eine Tüte Chips. Chips sind ein Todfeind von mir. Ich kann diesen kleinen, knusprigen Dingen einfach nicht widerstehen.


„Jetzt, mach doch kein Drama draus. Dann lass sie doch einfach liegen. Und wenn du was zu knabbern willst, dann nimm doch einen Apfel.“


„Apfel! Ha! Apfel. Wenn es im Paradies schon Chips gegeben hätte, dann hätte Eva auch keinen Apfel genommen.“


„Ich weiß gar nicht, warum du so ein Theater machst. Dann iss halt die Chips. Das macht doch nix!“


„Doch, das macht was.“ Ich zeige auf meinen Bauch. „Hier macht das was. Und das schadet der Gesundheit.“


Meine Frau hat jetzt genug. Sie geht aus der Küche und sagt nur noch: „Dann lass es halt. Ich habe die Chips eh für mich gekauft.“


Und ich denke: Da die Chips und da der Apfel. Und ich greife zu den Chips, obwohl ich es besser weiß.


Der Apostel Paulus hat mal geschrieben: „Ja, wie ich handle, ist mir unbegreiflich. Denn ich tue nicht das, was ich eigentlich will. Sondern ich tue das, was ich verabscheue.“


So geht mir das auch: Eigentlich will ich das Gute tun. Mich gesund ernähren, Sport treiben und jeden Tag einen Apfel essen. Aber was tue ich? Jeden Abend ist mir das warme Sofa viel näher als der kalte Spaziergang. Und die Chips lieber als der Apfel. So erkenne ich immer wieder: Ich bin auf Hilfe angewiesen. Jemand muss mir helfen, das Gute zu tun, nicht nur zu wollen. Alleine kann ich das nicht. Darum brauche ich Gottes Hilfe. Jeden Tag.


Ich sehe mir die Tüte mit den Chips nochmal an. So richtig böse sind die Chips ja jetzt wirklich nicht. Vielleicht mache ich da wirklich zu viel Lärm um Nichts.


Da kommt mir eine Idee: Ich esse jetzt erst den Apfel und dann befasse ich mich nochmal mit den Chips. Sie können ja nichts dafür, dass sie so gut schmecken.


Pfarrer Dr. Paul Metzger


[zurück]


lebendig, vielfältig, gut informiert - Pfingstweide.de