Was hat unsere Pfingstweide mit Pfingsten zu tun?

Diese Frage stellte unser protestantischer Pfarrer Walter Riegel, der aus Rülzheim kommt

und auch Mitglied des Redaktionskreises ist, in seinem Beitrag über Pfingsten in unserer Mai-Ausgabe an Sie liebe Leser und Leserinnen.


Nun ist sicherlich vielen Mitbewohnern der ersten Stunde die Namensbedeutung nicht unbekannt. Für alle anderen, auch den später Zugezogenen nehmen wir gerne diese Frage noch einmal auf. Schließlich, wenn man den Baubeginn von 1967 zugrunde legt, würde unser noch relativ „junger“ Stadtteil im nächsten Jahr ein halbes Jahrhundert alt werden.


Die Pfingstweide vor der Bebauung


Der Altbürgermeister Günter Janson (+ 1999) wurde seinerzeit von der Arbeitsgemeinschaft der Pfingstweide (ARGE) gebeten, zu schildern, wie es zur Bebauung der Pfingstweide kam, was er, wie er erwähnte, gerne tat. Hier ein Ausschnitt aus seinem Beitrag bezüglich des Namens unseres Stadtteils „Pfingstweide“.


Zitat:


„Das Baugebiet, die Pfingstweide, auf Edigheimer Gemarkung war einst nichts anderes als eine Viehweide, von Fluten des nahen Rheines immer wieder überschwemmt, in dieser Zeit landwirtschaftlich kaum nutzbar, nur als Weide für das Vieh der Edigheimer Bauern, aber erst nach Pfingsten; deshalb der Name PFINGSTWEIDE. Das änderte sich zum Besseren, noch nicht zum Guten, nach dem Bau des heute aufgelassenen Frankenthaler Kanals (Bauzeit von 1773 bis 1777) und mehr noch durch die Tulla'sche Rheinregulierung, abgeschlossen 1826.



Pfingstweide im Winter


Groß war auf der Pfingstweide der sogenannte Edigheimer Allmendbesitz, gemeinsam genutztes und aufgeteiltes Gemeindegut, vererbbar, eine Versicherung gegen Armut und Nöte im Alter. Viele der meist älteren Bürger von Edigheim lebten in jenen armen Zeiten ausschließlich vom oft kärglichen Ertrag ihrer Allmenden. Auch "bespannte Bauern" hätten ohne ihre Allmende nicht bestehen können.


Das große Areal der Pfingstweide mit seinen Äckern, den Flure, Wiesen, Wasserlöchern, mit der Bleiche (im Volksmund "Bleech" genannt), das man in seinen Teilen heute ein "großes Feucht–Biotop" nennen würde, rückte nach dem zweiten Weltkrieg immer mehr in den Blickpunkt der Stadtplaner einer schnell wachsenden Stadt, auch deshalb, weil Allmend berechtigte auf ihr vererbtes Recht verzichteten.


Nach einer Anregung aus dem Stadtrat untersuchte das Stadtplanungsamt im Jahr 1959 das Gebiet der Pfingstweide, ob dieses, als Gewerbegebiet ausgewiesen, erschlossen und genutzt werden könnte - mit einem negativen Ergebnis: Die Planung wurde aufgegeben.




Beginn der Bebauung


Das bis dahin größte Wohnungsbauprojekt in Rheinland-Pfalz konnte wie vorgesehen am 01. September 1967 begonnen werden.


Rohbau am Berner Weg

Der Bau war nicht zuletzt auch deshalb möglich geworden, weil die alteingesessenen Edigheimer Bürger auf ihr seit 1849 verbrieftes Allmendrecht verzichtet hatten und mit der Umwandlung der Allmendnutzung in ein Entschädigungsrecht einverstanden waren“. Zitat Ende.


Die Fotos wurden von Arno Schneiders ab 1966 gemacht, einige davon vom Hochhaus in der Kranichstraße 7 vom 7. Stock. Die Wohnungen in der Kranichstraße konnten bereits ab 1964 bezogen werden.


Jürgen Sommer


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