Edith Brünnler „Des werd jo immer doller“

aber nicht ohne Pfälzer Humor und Pfälzer Lebensgefühl, möchte man da hinzusetzen. Das Fazit des Pfälzer Abends mit Frau Brünnler lässt sich so zusammenfassen:



Wer diesen Abend verpasst hat, hat wirklich etwas verpasst!


Bei dem breit gefächerten heutigen Unterhaltungsangebot, das auch Frau Brünnler aufs Korn nahm, lässt sich die Frage nach dem „warum?“ kurz und bündig beantworten:


Die Kombination von Sprachfertigkeit, Humor gepaart mit Mutterwitz, einem Quäntchen Nostalgie - und das in verschiedenen Varianten von Hochdeutsch, bzw. Schriftdeutsch und besonders Pfälzisch, je nachdem, ob die Liesel, der Fritz, Franz, der ´Ihre´ oder sonst wer das Wort hat, ist so mitreißend, dass man den Preisen, die Frau Brünnler in verschiedenen Mundartwettbewerben bereits erhalten hat, einen weiteren hinzufügen möchte.


Den Pfingstweidlern ist Frau Brünnler keine Unbekannte, aber der Förderverein hat gut daran getan, sie wieder einzuladen mit neuen Geschichten, neuen Ideen, aber der gleichen scharfen Beobachtungsgabe, mit der sie unsere alltäglichen Gewohnheiten, unsere Selbstgefälligkeit, unsere Missgunst und unseren Geltungsdrang unter die Lupe nimmt, stets mit einem verständnisvollen Augenzwinkern.



Wir können befreit schmunzeln und lauthals lachen, denn so schlimm wie die überspitzt gezeichneten Figuren sind wir doch nun wirklich nicht. Dessen sind wir uns sicher???


Aber vielleicht will sie ja auch uns den Spiegel vorhalten? Vielleicht steckt ja doch ein Körnchen Wahrheit hinter allem? Vielleicht hat sie uns sogar bei der einen oder anderen kleinen Bosheit ertappt? Wie sich Frau Brünnler meisterlich der Ironie bedient und dabei subtile Gesellschaftskritik übt, sei an ein paar Kostproben demonstriert:


Herbst - oder: Goldener Oktober - Erntezeit

Motto: Wer Gutes tut, bekommt Gutes zurück.

heißt:

Wer viel erntet, teilt seinen Reichtum gern, vor allem mit den Nachbarn, seien es ´Keschde´ (Kastanien), Pilze oder Holunderbeeren. Wenn die zum Essen gebetenen Nachbarn schließlich den Einladungen fern bleiben, ja diese sogar selbst übernehmen, weil ihnen die Kastanien allmählich aus den Ohren herauswachsen und sich ein roher Pilz in das Pilzgericht geschmuggelt hat - was zu gewissen absehbaren Folgen führt, die aber vom Gastgeber als rein psychosomatisch interpretiert werden - hat der großzügig Teilende es verdient, selbst eingeladen zu werden, denn er hat viel Gutes getan und bekommt es jetzt zurück.


Hochzeitstag - Gepflegtes Essen ohne Beiprogramm – oder: der Gipfel der Dekadenz

Nichts geht mehr ohne Schnickschnack

Zwei Menschen, die zur Feier vieler gemeinsamer Ehejahre weder ein Roy Black – Double, noch ein Hippie-Remake und schon gar keinen Stehgeiger zur begleitenden Unterhaltung wünschen, die sich in einem Restaurant bei einem guten
Essen selbst genug sind, sind einfach aus der Zeit gefallen. Sie sind Muster an Dekadenz.


Eines Mannes Traum von Abenteuer und Freiheit – oder: der ´Möchtegern - Al Capone´

Welcher Mann möchte nicht gerne ein Held sein, ausbrechen aus dem täglichen Einerlei eines spießbürgerlichen Lebens, sich rächen für erlittene Demütigungen (oder was er dafür hält)?

Der Traum zerplatzt wie eine Seifenblase unter den Vorhaltungen seiner (aus Mannes Sicht) phantasielosen, kleinkarierten Frau, noch bevor er die imaginierte Schreckpistole zückt.


Urlaub – oder: vom Zillertal zum Duft der großen weiten Welt

Wer braucht die Malediven, wenn Flugzeuge diesen Duft (und noch mehr) über der Pfalz mit dem Kerosin-Füllhorn gratis ablassen? Wie wäre doch ein Urlaub im Zillertal wie ehedem so bequem, wenn.., ja wenn der Nachbarn Spott nicht wäre: „Wie war der Jodelkurs?“ und „Wo ist die Urlaubsbräune?“ (für sie das Maß aller Dinge).

Wenn sich auch der Wiener Bildungsurlaub als Flop erweist, weil man sich in den Bildungspausen nicht einmal einen
ordentlichen Kaffee gönnen kann (nur Einspänner, Braune, Fiaker, Franziskaner und andere Absonderlichkeiten im Angebot!) und stattdessen auf Coca Cola ausweichen muss, ja und wenn beim sog. ´Heurigen im Grinzing kein ´gescheiter´ Wein (und das kann nur einer aus der Pfalz sein) im Sortiment ist, ja dann ist es am besten, einen Tag nach PARIS zu fahren, um sich dort vor dem Louvre und anderen Sehenswürdigkeiten ablichten zu lassen (Fotos als Bildungsnachweis für die Nachbarschaft!) und am nächsten Tag wieder ins fast heimatliche
Zillertal aufzubrechen.


Theaterbesuch – oder: musikalische Pantomime

Vorbereitung: das kleine Schwarze, passende Schuhe (jedoch keine Stilettos wegen Höhenangst) für sie, das alte Jackett, jetzt offen getragen, für ihn, nach Auftritt des 1. Darstellers nacheinander weitere Darsteller auf der Bühne, die ihren Auftritt wohl verpasst und obendrein offenbar ihren Text vergessen haben müssen; Erklärung: Sind ja alles Engländer; da muss Abhilfe geschaffen werden: Theaterbesucherin trägt selbst ´passenden´ Text vor.


Museumsbesuch – oder: die Expressionisten waren alle ´Espresso´- Trinker

Wahrscheinlich waren sie auch Betrüger oder nicht ganz dicht im Kopf, worauf ja der Name von A. Macke deutlich hinweist.

In weiteren Geschichten entpuppt sich altruistische Nächstenliebe als gut verpackter Egoismus und bei einem Arztbesuch verspürt die im Wartezimmer sitzende Frau bald alle Symptome schwerer Krankheiten, die ihr die mitfühlende beste Freundin in der Wartezeit andichtet.

Dass natürlich auch die Vorpremiere von Weihnachten (spätestens ab 1. September) und die immer ´anspruchsvolleren´ Vorbereitungen bis hin zu Weihnachts-Tattoos nicht fehlen durften, versteht sich von selbst. Wer weiß denn schon noch, dass Weihnachten etwas mit Kirche und der Bibel zu tun hat?

Das Glanzstück des Abends war schließlich der Pfälzer Dialog zweier Personen, die sich bestens verstehen, obwohl sie nur inhaltslose Phrasen austauschen. Ein Bravourstück Pfälzer Konversation oder auf Pfälzisch: „äänzischardisch“!

Wer nach diesem Abend, an dem es auch – dank Frau Brom - ein ausgezeichnetes kulinarisches Angebot gab mit ´gescheiten´ Pfälzer Weinen, dem Förderverein noch nicht beigetreten ist, sollte es ganz schnell nachholen. Weitere ´Highlights´ stehen auf dem Programm und ´Dabei sein ist alles!´


Ein großer Dank gebührt den – selbstverständlich ehrenamtlich tätigen – Helfern. Uff Pfälzisch: ´Die schaffe fer en Klicker un en Knopp!´


Ursula Päßler


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