Die Pfälzische Kirchenunion von 1818





Am 16. August 1818 feierte die Evangelische Kirche der Pfalz zum ersten Mal ein gemeinsames Abendmahl. Zwei reformatorische Kirchen zeigten damit, dass sie sich vereinigt hatten. Die lutherische und die reformierte Kirche wurden zur unierten Kirche. Die Evangelische Kirche der Pfalz – so wie wir sie heute kennen – war geboren.

Der Grundsatz der Synode von 1818 lautete:


„Nicht Luther, nicht Zwingli, weder Calvin noch
Melanchthon, Einer, nur Einer sey euer Meister: Jesus Christus“
.


Die alten innerprotestantischen Streitigkeiten sollten überwunden werden und der neue Geist der Aufklärung sollte für frischen Wind in den alten theologischen Schulen sorgen. So konnten die theologischen Gegensätze zwar nicht vollständig überwunden, aber so weit abgemildert werden, dass eine Kirchengemeinschaft möglich war. Für unsere Kirche ist diese Vereinigung deshalb so wichtig, weil sie bis heute die Grundlagen legt, die uns bestimmen.


In der Einleitung zur Unionsurkunde wird zum Beispiel gesagt, „dass es zum innersten und heiligsten Wesen des Protestantismus gehört, immerfort auf der Bahn wohlgeprüfter Wahrheit und echt-religiöser Aufklärung, mit ungestörter Glaubensfreiheit, mutig voranzuschreiten.“


Hier sehen wir, dass die Kirche sich als eine Verwirklichungsform des Protestantismus versteht. Dieser Begriff geht auf die „Protestatio“ einiger Reichsstände auf dem Reichstag zu Speyer 1529 zurück. Dort wehren sich die Fürsten gegen eine geistige Bevormundung in Glaubensfragen. Seit dieser Zeit gehört es zum „Wesen des Protestantismus“, sich gegen jegliche Form von Zwang aufzulehnen.


Der Katechismus von 1823, der zur Union erstellt wurde, antwortet auf die Frage, warum unsere Kirche „protestantisch“ heißt:


Die Kirche wird eine protestantische Kirche genannt, „weil sie das edelste Recht des vernünftigen Menschen, frei und redlich in der Erkenntnis der wohlgeprüften Wahrheit fortzuschreiten, mit christlichem Mut in Anspruch nimmt, gegen alle Geistesknechtschaft wie gegen allen Gewissenszwang ewigen Widerspruch einlegt, und ungestörte innere Glaubensfreiheit behauptet.“ (UK 136)


Sie nimmt sich die Freiheit, ewigen Widerspruch einzulegen gegen jede Form von Zwang. Niemand darf gezwungen
werden, etwas zu glauben.


Niemand muss gegen sein Gewissen handeln. Protestantisch sein heißt frei sein, heißt die eigene Verantwortung zu übernehmen, heißt, selbst zu denken und in Freiheit selbst zu bestimmen, was geglaubt werden soll. Das ist mühsam und anstrengend und deshalb für viele Menschen zu viel Freiheit.


Darauf reagieren andere Kirchen und Parteien, indem sie versuchen, das Denken abzunehmen und vorgefertigte Meinungen und Urteile ungeprüft unters Volk zu bringen.


Dagegen wehrt sich jeder echter Protestant. Ein Protestant sucht selbst die Wahrheit. Er verlässt sich nicht auf blinden Gehorsam, weder gegenüber der Tradition, noch gegenüber jeder ungeprüfter Autorität. Er ist in seinem Glauben frei und nur sich und seinem Herrgott gegenüber Rechenschaft schuldig. Deshalb kann er mutig sein Leben angehen und immer in die Zukunft blicken.


Die einzige Autorität, die er (und damit unsere Kirche) anerkennt, ist die der Heiligen Schrift.


Dies besagt §3 der Unionsurkunde:


„Die protestantisch-evangelisch-christliche Kirche hält die Bekenntnisse in gebührender Achtung, erkennt jedoch keinen andern Glaubensgrund noch Lehrnorm als allein die Heilige Schrift.“


Innerhalb der evangelischen Kirche in Deutschland sind wir die einzige Kirche, die kein Bekenntnis neben der Heiligen Schrift hat. Das Evangelium ist die einzige Autorität, der wir gehorsam sind. Deshalb heißt die Kirche auch „evangelisch“.


Der Katechismus erklärt, warum sie so heißt:


Weil sie durch keinen anderen Glaubensgrund erkennt, als allein die heilige Schrift, und in dieser, ganz besonders das Evangelium nach den klaren Aussprüchen des Stifters der christlichen Religion.“ (UK 137)


Die Heilige Schrift ist die einzige Quelle, die uns zeigt, wer und wie Gott ist. Niemand und nichts kann mit ihr konkurrieren. Das ist echt protestantische Freiheit.


Informationen zu den Feierlichkeiten zur Pfälzischen Kirchenunion finden sich unter: http://www.kirchenunion-pfalz.de/


Pfarrer Dr. Paul Metzger



Unionszug 1818 zur Stiftskirche Kaiserslautern


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