What a wonderful world


Liebe Leser und Leserinnen unserer Pfingstweide Zeitung!


Mir wurde zuteil, diesen Artikel für den Monat Mai zu schreiben, den „Wonnemonat“, wie ihn der Volksmund so treffend beschreibt. Die Natur treibt ihr buntes Spiel, überall läßt der „Frühling sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte“, überall locken Bäume und Blumen die Bienen mit ihrem süßen Duft an, es zieht uns raus aus den vier Wänden, wir wollen uns zusammensetzen und uns miteinander an dieser herrlichen Jahreszeit erfreuen – aber halt! Da war doch was?


Ja richtig, wir dürfen ja nicht so, wie wir gerne wollen...


Man kann es ja derzeit drehen und wenden wie man will, irgendwann holt einem das Thema, das unsere Zeit beherrscht, wieder ein: Corona. Die Pandemie mit all ihren Einschränkungen hält uns auf Trab und macht uns das Leben schwer, sie unterbindet unsere ach so notwendigen Verbindungen untereinander, fesselt uns an unsere Häuser und Wohnungen und ständig leben wir in der Sorge, uns ja nicht an-zustecken. Meine Frau und ich machen da keine Ausnahme, wir bleiben daheim, meiden Kontakte, halten die AHA-Regeln ein – das ganze schon seit einem Jahr und ein Ende ist nicht absehbar.


Gibt es denn nix anderes mehr als Corona? Manchmal denkt man unwillkürlich so! Alles dreht sich um das Virus. Ich glaube, wir sind in diesen Zeiten mehr denn je darauf angewiesen, die kleinen Dinge des Lebens wieder zu entdecken, die wir im geschäftigen Alltagsbetrieb vor Covid 19 aus den Augen verloren haben und die wir zur Zeit vor lauter Virus erst recht nimmer sehen; ein kleines Beispiel: Ich muss früh am Morgen meine erste Arznei nehmen und da war vor einigen Tagen ein Sonnenaufgang, wie man ihn selten sieht: Der Himmel am Horizont hinter der BASF war rot, und zwar richtig rot – nur für wenige Minuten, aber ein „Morgenrot“, wie man es nur selten zu sehen bekommt! „Der Morgen rötet sich und glüht, der ganze Himmel tönt von Lob“, heißt es in einem Hymnus zur Laudes, dem Morgengebet der Kirche.


Da ist mir klar geworden, dass es noch etwas gibt außer den Fesseln, die uns diese Pandemie auferlegt! Es war wie ein Hauch des Ostermorgens, Ostern, das unsere Fesseln sprengt – eine Ahnung, dass da einer ist, der die Fesseln der Pandemie mit uns trägt und auf den wir hoffen dürfen…


Aber da ist noch mehr als dieses einmalige Morgenrot; auch im Alltag gibt es Dinge, die entdeckt werden wollen und die uns vielleicht helfen können, die Enge dieser Tage ein bissel aufzubrechen, ein paar davon habe ich am Anfang aufgezählt. Und manchmal gibt es auch Zufälle, die eingefangen werden wollen, und die uns dann Sinn und Herz weiten:


Zwar nicht oft, aber gelegentlich brechen wir einfach mal aus – raus ins Auto und über Land; so waren meine Frau und ich dieser Tage auf der Weinstraße unterwegs und haben die weite Sicht in die Rheinebene schweifen lassen, die blühenden Bäume am Straßenrand bewundert, die bunte Vielfalt der Natur genossen.



Und genau dahinein kommt Louis Armstrong im Autoradio und singt uns sein Lied von der „Wonderful world“ vor: Passender hätte es nicht sein können! Er sieht die Bäume grün werden und die Rosen, die blühen für Dich und für mich… Er sieht den blauen Himmel und die weißen Wolken, helle, beschützte Tage und dunkle, heilige Nächte; er denkt an die Freunde, die sich begegnen, die sich die Hände schütteln und die sich fragen, wie geht es Dir, Babys hört er rufen und hört ihnen zu, bewundert den Regenbogen, der so herrlich im Himmel steht und der sich spiegelt in den Menschen, die ihn zusammen ansehen…


Mehrmals lässt er uns an seinem Gedanken teilhaben:


„And I think to myself – what a wonderful world!“


Diese alltäglichen Dinge, die er beobachtet, das ist seine „Wonderful world!“, die wundervolle Welt, in der auch wir leben dürfen, voll von Wundern von den ersten zarten Frühlings-blühern über die blühenden Bäume bis hin zu den weißen Wolken am blauen Himmel. Und da muss man nicht in die Ferne schweifen, das alles begegnet uns auch vor der Haustür, wir müssen nur Augen und Herz offen halten, sie zu sehen: die blühenden Bäume, die bunten Blumen, das Toben der Kinder in unseren Kindergärten, den blauen Himmel über unserer Pfingstweide mit den weißen Wolken, die über das Land ziehen…


„And I think to myself – what a wonderful world!“ Auch wenn wir den Freunden im Moment nicht persönlich die Hände schütteln können – ein freundliches Zunicken, ein Telefonat, eine SMS - alles trägt dazu bei, dass es auch in diesen Zeiten eine „wonderful world“ für uns ist. Trotz Pandemie und all der Einschränkungen, die sie mit sich bringt:


Ist es nicht auch ein Teil der „Wundervollen Welt“, wenn wir unsere Kranken in guten Händen wissen dürfen, wenn Forscher und Naturwissenschaftler Impfstoffe ersinnen, wenn wir nicht Not leiden müssen? Oder die Fernsehgottesdienste am Sonntagmorgen, auf die wir angewiesen sind, weil Gottesdienste ganz ausfallen oder nur wenige teilnehmen können – sehen wir da nicht die Vielfalt unseres Glaubens, kreativ umgesetzt in vielen Varianten?


Jedem fällt dazu bestimmt noch mehr ein, warum diese Welt eine „Wundervolle Welt“ ist! Und vergessen wir den Regenbogen nicht, den Gott in den Himmel geschrieben hat, und mit dem Er uns die Zusage gibt, immer bei uns zu sein - egal, was da kommt! Ich denke wie Louis Armstrong:


„What a wonderful world“, in der wir leben - „Oh, yes!“

Diakon i.R. Karl-August M. Wendel, Pfarrei Edith Stein


[zurück]


lebendig, vielfältig, gut informiert - Pfingstweide.de