Zukunft ist immer vorne!
Und Vergangenheit gibt es gar nicht. Denn sie ist vorbei. Sie war mal und ist jetzt nicht mehr.
Darum ist die Zukunft wichtiger. Denn sie kommt noch.
Was wir in der Vergangenheit getan haben, ist vorbei. Das können wir weder ändern noch beeinflussen. Es bringt nichts, sich lange dabei aufzuhalten. Es bringt nichts, lange darüber nachzudenken, was gewesen wäre, wenn…
Es ist reine Gedankenspielerei. Und oft quält man sich.
Entscheidungen sind getroffen worden und wir müssen daraus das Beste machen. Wir müssen mit den Konsequenzen leben und damit umgehen. Jetzt treffen wir neue Entscheidungen.
Mein Geschichtslehrer hat mir mal gesagt:
„Herr Metzger, denken Sie gut über Ihre Entscheidungen nach. Und wenn Sie dann eine getroffen haben, dann stellen Sie sie nicht mehr in Frage. Gehen Sie los. Das ist wie am Bahnhof. Passen Sie auf, in welchen Zug Sie einsteigen, aber wenn Sie drinsitzen, dann fahren Sie auch los. Blicken Sie nicht zum Bahnhof zurück. Schauen Sie nach vorne. Und fragen Sie sich nicht ständig: ,Was wäre gewesen, wenn ich in einen anderen Zug eingestiegen wäre?‘
Fragen Sie nicht: ,Wäre ein anderer Zug vielleicht besser gewesen?‘“
Ich versuche mich an diesen Rat zu halten. Er trifft sich auch mit einer Lebenshaltung, die uns in der Bibel vorgeschlagen wird. Der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Gemeinde in Philippi: „Ich vergesse, was hinter mir liegt. Und ich strecke mich nach dem aus, was vor mir liegt.“ (Philipper 3,13).
Darin spiegelt sich der Rat meines Geschichtslehrers. Was hinter uns liegt, ist einfach vorbei. Es soll uns nicht belasten und es kann uns nichts mehr bringen. Wir können uns darauf ausruhen, was wir in der Vergangenheit geschafft haben. Und die Entscheidungen, die wir irgendwann getroffen haben, dürfen uns nicht lähmen.
Aber oft lassen wir zu, dass uns die Vergangenheit weiterhin in ihren Fängen hält. In Diskussionen höre ich manchmal: „Das haben wir schon immer so gemacht!“ Oder: „Das haben wir ja noch nie gemacht.“ Das sind Argumente oder Einwände, die auf Erfahrung beruhen und deshalb möchte ich sie nicht leichtfertig abtun.
Aber die Zukunft kann man damit nicht gestalten. Denn das, was schon immer so war, das ist einfach vorbei. Und wenn etwas vor 30 Jahren richtig oder falsch war, dann heißt das nicht, dass das für alle Zeiten so bleiben muss. Denn die Zukunft ist offen.
Deshalb ist sie aber für viele Menschen auch schwieriger zu ertragen. Uns stehen in Kirche und Gesellschaft Zeiten bevor, die uns Angst machen. Das ist völlig verständlich.
Unsere Sicherheiten sind durch Corona und den Krieg ins Rutschen gekommen. Und nun suchen wir Orientierung. Da kann man schon mal Angst bekommen. Und das, was wir in der Vergangenheit getan haben, scheint auf einmal falsch gewesen zu sein. Was machen wir jetzt also?
Erstmal ist es für mich entspannend, wenn ich zugebe: Ich habe keinen Plan. Ich lasse mir offen, wie ich reagiere. Mal sehen, was kommt. Dinge ausprobieren und sehen, ob sie funktionieren. Wenn sie funktionieren, dann ist es gut. Wenn nicht, dann suchen wir neue Lösungen. Ich weiß gar nicht, wie man gegenwärtig anders reagieren will.
Aber ich verstehe, dass so ein Vorgehen für viele Menschen irritierend ist. Denn: Wie kann man es aushalten, dass man keinen Plan hat? Und wie kann es sich sogar entspannend anfühlen, dass es so ist?
Da haben Menschen, die an Gott glauben, einen entscheidenden Vorteil.
Der Apostel Paulus kann alles vergessen, was hinter ihm liegt, weil er ein Ziel vor Augen hat. Und das ist das Vertrauen in Gott. Weil er auf Gott vertraut, kann er sich frei machen von Sorgen und Ängsten. Er kann ein Grundvertrauen entwickeln und darauf setzen, dass Gott schon weiß, was er tut.
Ich versuche das auch. Ich gebe gleichzeitig zu, dass ich Gott nicht verstehe, aber ich vertraue darauf, dass er den Weg überblickt, der vor uns liegt. Auch wenn ich ihn nur mühsam ertaste. Und trotzdem will und kann ich ohne Angst in diese Zukunft gehen. Weil ich darauf vertraue, dass Gott der Ursprung und das Ziel unseres Lebens ist.
Zukunft ist immer vorne! Und Zukunft ist immer offen! Und immer mit Gott!
Dekan Dr. Paul Metzger
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